Steht Silber kurz vor der Rally?

Experten sagen beim Silberpreis aufgrund fallender Leitzinsen in den USA einen deutlichen Aufwärtstrend voraus. Anders als 1980 und 2011 liegt aktuell eine marktypische Nachfrage vor, sodass der Spotkurs nachhaltig auf neue Spitzenwerte steigen könnte.
Steht Silber kurz vor der Rally?

Seit Monaten eilt Gold von einem Spitzenpreis zum nächsten. Über dreißigmal erreichte es 2024 bereits ein neues Rekordhoch. Auch Silber verzeichnet seit dem Frühjahr einen deutlichen Aufwärtstrend mit Höchstwerten von knapp 30 Euro für eine Feinunze des weißen Edelmetalls. Doch Analysten sind davon überzeugt, dass der eigentliche Silbertrend erst noch bevorsteht und der Kurs in den nächsten Monaten weiter kräftig anziehen könnte. Für Silberinvestoren wäre das eine sehr gute Entwicklung, denn sie könnten eine Preissteigerung von rund 200 Prozent bei ihren Anlageprodukten erleben. Experten halten sogar einen Durchmarsch auf bis zu 40 US-Dollar für möglich. Beschlossen ist die Senkung der Leitzinsen durch die Fed um 50 Basispunkte, was den Startschuss für die Silber-Rally markieren könnte.

Das unverändert aktuelle Allzeithoch von Silber stammt noch aus dem Jahr 1980. Mit 48,70 US-Dollar schnellte der Silberpreis kurzzeitig auf diesen Spitzenwert. Erst 2011 sollte es wieder zu einem ähnlich hohen Anstieg von knapp 48 USD kommen. Jedoch gilt anzumerken, dass diese Höchststände auf temporäre Aktivitäten von Spekulanten zurückzuführen waren und nicht die Marktentwicklung widerspiegelten. So schnell, wie die Kurse damals anstiegen, fielen sie auch wieder.

Heute ist die Sachlage eine andere, denn der aktuelle Preisanstieg lässt sich mit der klassischen Angebot-und-Nachfrage-Situation auf den Weltmärkten begründen. Hierzu zählen nicht nur der Anlagebereich und die Schmuckherstellung, sondern in erster Linie die Nachfrage nach dem begehrten Rohstoff aus den verschiedenen Industriesegmenten – allen voran die Branche der erneuerbaren Energien. Dem gegenüber steht eine seit Jahren schrumpfende Verfügbarkeit von Silber durch immer weiter reduzierte Lagerbestände, was den Silberpreis kontinuierlich in die Höhe treibt.

Silber folgt Gold in dessen Windschatten

Analysten verfolgen bereits seit Jahren, dass der Silberpreis dem Goldpreis folgt – wenn auch mit einigem zeitlichen Abstand und weniger deutlich ausgeprägt. Dies lässt sich insbesondere in Krisenzeiten beobachten. So stieg der Silberpreis etwa zu Beginn der Corona-Pandemie 2020, bei Ausbruch des Ukraine-Kriegs 2022 oder der kriegerischen Auseinandersetzungen in Nahost 2023 an. Verantwortlich dafür zeichnete unter anderem das Vertrauen der Anleger in solide Sachwerte, wenn geopolitische Zwischenfälle das eigene Vermögen bedrohen.

Während der Silberspotpreis in US-Dollar maßgeblich für den internationalen Markt ist, liegt im gesamten Euro-Raum der Preis in Euro zugrunde. Innerhalb von Europa gehören das Vereinigte Königreich mit dem britischen Pfund und die Schweiz mit dem Schweizer Franken ebenfalls zu den führenden Nationen im Bereich der Edelmetallpreise. Der Wert für eine Feinunze Silber (31,103 Gramm) wird tagtäglich an den internationalen Börsen ausgehandelt und zunächst in US-Dollar notiert. Je nach aktuellem Wechselkurs ergeben sich Schwankungen in den jeweiligen Landeswährungen. Daher kommen Allzeit- oder Zwischenhochs zu unterschiedlichen Zeiten oder zeitversetzt zustande.

In den folgenden Charts können Sie die Edelmetallspotkurse in Euro von Gold und Silber vergleichen. Über das Pulldown-Menü lässt sich der gewünschte Zeitraum von einem Monat bis zu zehn Jahren auswählen.

Goldpreis Chart - Gold-Spotkurs

Wählen Sie den gewünschten Zeitraum aus:



Silberpreis Chart - Silber-Spotkurs

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Die Auswirkungen der US-Zinspolitik auf den Silberpreis

Wie bereits erwähnt wird die Edelmetallnachfrage von geopolitischen Ereignissen beeinflusst. Dazu gehört auch die Zinspolitik in den Vereinigten Staaten von Amerika. Nachdem die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) in den vergangenen vier Jahren den Leitzins immer wieder angehoben hatte, um die hohe Inflation des Landes auszugleichen, steht jetzt eine Zinswende bevor. So wurden die Zinsen aufgrund einer nunmehr fallenden Teuerungsrate erstmals um 0,5 Prozentpunkte auf eine Spanne von 4,75 bis 5,0 Prozent gesenkt. Dies entspricht den Erwartungen vieler Finanzexperten. Weitere Schritte zur Reduzierung werden für die nahe Zukunft erwartet.

Für die Verbraucher bedeutet dies, dass Kredite wieder günstiger und Investitionen eher ermöglicht werden. Im Umkehrschluss erhalten Vermögende weniger Zinsen von der Bank für ihr Guthaben. Dadurch entscheiden sich viele Anleger dazu, ihr Geld lieber in Sachwerte wie zum Beispiel Edelmetalle anzulegen. Beliebt sind dabei insbesondere Goldmünzen und Goldbarren sowie Silbermünzen und Silberbarren. Die beiden Graumetalle Platin und Palladium, die ebenfalls als Investmentprodukte gehandelt werden, verzeichnen seit geraumer Zeit rückläufig Ergebnisse. So ist der Palladiumpreis innerhalb von nur zwei Jahren um rund 1.000 Euro gefallen, während sich der Platinpreis seit Jahren seitwärts bei etwa 850 Euro bewegt.

Die Feinunze Silber bald bei 40 USD?

Nachdem der Goldpreis immer weiter in astronomische Höhen angestiegen ist, wird auch Silber für Investoren zunehmend interessanter. Im März 2024 lag der Silberpreis noch bei relativ schwachen 21 Euro. In den Folgemonaten konnte er kräftig zulegen und erreichte sogar Spitzenwerte von knapp 30 Euro. Darauf folgten eine kurze Phase mit einer Kurskorrektur bis auf 24 Euro und ein erneuter Anstieg im September auf fast 28 Euro.

Da Silber die wichtige Schallmauer von 30 US-Dollar durchbrochen hatte, ist laut Analysten nun der Weg frei bis auf 32 USD. Doch nach Aussage der Experten könnte es sich dabei um eine Zwischenstation handeln, denn sie sehen durchaus Potenzial auf bis zu 40 USD. Das entspräche nach derzeitigem Dollarkurs einem Silberpreis von etwa 36 Euro. Wer also vor einem Jahr Silber gekauft hat, könnte es ab jetzt mit einem deutlichen Gewinn verkaufen.

Wie alle Edelmetalle gehören auch Silbermünzen/-barren zu den Sachwerten, die sich eher zum langfristigen Vermögensaufbau eignen. Berücksichtigen sollten Anleger daher, dass die Gewinne aus Edelmetallverkäufen in Deutschland erst nach einer zwölfmonatigen Haltedauer von der Versteuerung ausgenommen sind.

Fazit: Startschuss für die Preisrally bei Silber

Nachdem die US-Notenbank Fed den Leitzins um 0,5 Prozent gesenkt hat, könnte der Silberpreis nunmehr in die Höhe schnellen und dem Goldpreis auf dem Fuße folgen. Silberanleger sollten daher den Preis für eine Feinunze in nächster Zeit genau im Blick behalten, wenn sie ihre Bestände erweitern oder verringern möchten.