Zentralbanken wollen weiter in Gold investieren

Physisches Gold steht als Reservewährung weiterhin im Fokus vieler Zentralbanken rund um den Globus. Um dies zu belegen, führte die Goldbergbauindustrie im Frühjahr 2023 eine weltweite Umfrage durch. Für Anleger könnten die Resultate wegweisend sein.
Zentralbanken wollen weiter in Gold investieren

Gold steht weiterhin im Fokus der Zentralbanken. Das ergab eine aktuelle Umfrage, die der World Gold Council aufgrund der historisch hohen Goldkäufe der Notenbanken im Frühjahr 2023 durchführte. Über einen Zeitraum von zwei Monaten wurden die bedeutenden Zentralbanken der Welt zu ihren Plänen befragt. Kürzlich wurde die Auswertung veröffentlicht: Bei insgesamt 59 Rückmeldungen gaben 24 Prozent der befragten Landeszentralbanken an, dass sie ihre Goldreserven innerhalb der nächsten zwölf Monate aufstocken wollen. Als Kaufargumente nannten die Befragten, die inländische Goldproduktion stützen zu wollen oder ihre Goldbestände auf ein mehr strategisches Niveau umzuschichten. Weitere Beweggründe waren allgemeine Bedenken der Finanzmärkte hinsichtlich höherer Krisenrisiken sowie die anhaltend hohe Inflation.

Der World Gold Council (WGC) geht davon aus, dass die Ergebnisse der Umfrage vor dem Hintergrund anhaltender geopolitischer Spannungen Bestand haben werden. Der fortwährende Krieg in der Ukraine und die daraus resultierenden makro-ökonomischen Auswirkungen werden anhalten. Weiterhin wird die Situation durch eine restriktive Geldpolitik sowie die Bankenkrise in den USA und Europa im ersten Halbjahr 2023 erschwert. Daher seien die Gründe für eine Erhöhung der Goldbestände nicht überraschend, so der WGC. Für die Lobby-Organisation der Goldbergbauindustrie gelten das Zinsniveau, die Inflationssorgen und die geopolitischen Risiken weiterhin als die wichtigsten Entscheidungsfaktoren der Zentralbanken.

Hingegen hätte nach Ansicht der Analysten die allgemeine Besorgnis über aktuelle oder zukünftige Pandemien im Vergleich zum letzten Jahr an Bedeutung verloren. Die Volkswirtschaften hätten sich gut von der Corona-Pandemie erholt. Für eine Investition in Gold spricht zudem, dass digitale Währungen wie der Bitcoin durch größere Ausfälle an Relevanz verloren hätten.

Die Ergebnisse der Zentralbank-Umfrage

In der Zeit vom 7. Februar bis 7. April führte der World Gold Concil die representative Umfrage »2023 Central Bank Gold Reserves Survey« durch. Dazu wurde ein Fragenkatalog mit 24 Fragen an die wichtigsten Notenbanken der Welt gesendet. An der Befragung nahmen insgesamt 59 Zentralbanken teil, die nicht benannt wurden. Davon gaben 24 Prozent an, dass sie ihre Goldbestände in den nächsten zwölf Monaten aufstocken wollten. Eine Quote von 72 Anteilen möchte die aktuellen Bestände beibehalten und nur 4 Prozent planen demnach eine Reduktion oder sind noch unschlüssig.

Unter anderem wurden die Zentralbanken nach ihren Beweggründen für eine Haltung von Gold gefragt. Dabei wurde mit 77 Prozent die historische Position von Gold als höchstrelevant oder wichtig angegeben. Mit 74 Hundertstel bewerteten die Befragten die Leistung von Gold in Krisenzeiten als besonders hoch. Darüber hinaus galt die langfristige Wertaufbewahrung und Inflationsabsicherung als relevant (74 %) sowie die Eigenschaft des Edelmetalls als effektiver Diversifizierer im Portfolio (70 %). Das fehlende Ausfallrisiko wurde mit 68 Zählern ebenfalls als positiv eingestuft. Bei der Frage, ob Goldprodukte hochgradig liquide Vermögenswerte sind, stimmten immerhin noch 62 Prozent voll oder überwiegend zu.

Die Vertreter der Zentralbanken wurden außerdem nach ihrer Einschätzung gefragt, wie sich die weltweiten Goldreserven der Notenbanken in den nächsten 12 Monaten verändern werden. Dabei gaben 71 Prozent der Befragten an, dass Gold als Reservewährung ansteigen wird. Lediglich 28 Anteile glauben an unveränderte Bestände. Verglichen mit dem Umfragewert des Vorjahres (61 %) zeigten sich die Notenbanken in diesem Jahr optimistischer. Das 36-seitige Dokument mit allen Ergebnissen der Umfrage kann auf der Webseite eingesehen werden.

Zinsentwicklung und Inflationsrate beeinflussen die Anleger

Bei der Frage nach den Entscheidungsfaktoren der Zentralbanken stand das Thema Zinsentwicklung mit 97 Prozent an der Spitze, noch vor Inflationsängsten (83 %) und geopolitischer Instabilität (59 %). Das passt haargenau zur aktuellen Entwicklung auf den internationalen Finanzmärkten. So fiel die Inflation in den USA von 9,1 Prozent im Juli 2022 auf inzwischen 4 Zähler. Deshalb entschloss sich die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) zu einer Zinspause. Das aktuelle Zinsniveau liegt damit unverändert bei 5,0 bis 5,25 Prozent.

Auch im Euro-Raum sank die Teuerungsrate von 10,6 Prozent im November 2022 auf nunmehr 6,1 Punkte. Da dies immer noch hoch ist, nahm die Europäische Zentralbank (EZB) jetzt die achte Erhöhung der Leitzinsen in Folge um 0,25 Zähler auf 4 Prozent vor – trotz einer bereits bestehenden Rezessionsphase. Der EZB-Rat teile zudem mit, dass die künftigen Beschlüsse dafür sorgen würden, die Inflation mittelfristig auf das Zwei-Prozent-Ziel zu bewegen. Daher ist davon auszugehen, dass absehbar weitere Anhebungen der Schlüsselsätze folgen werden.

Während die Ankündigung der Zinspause in den USA den Deutschen Aktien Index (DAX) auf ein neues Rekordhoch beflügelte, stagniert die Goldpreisentwicklung. Seit März 2023 befindet sich der Goldkurs in einer Seitwärtsbewegung, die sich zwischen rund 1.800 und 1.850 Euro bewegt. Anleger verhalten sich derzeit noch abwartend, welche Auswirkungen die aktuellen Zinsentscheidungen auf Inflation und Rezession haben werden.

Goldpreis Chart - Gold-Spotkurs

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Fazit: Die Notenbanken als Richtungsweiser für Anleger

Die Umfrageergebnisse des World Gold Council unterstreichen einmal mehr den weltweiten Stellenwert von Goldmünzen oder Goldbarren zur Vermögenssicherung und als Inflationsschutz. In den Augen der Zentralbanken gilt Gold insbesondere als verlässliche Krisenwährung und weitreichendes Diversifizierungs-Asset. So fungieren die Notenbanken mit ihren Zukaufabsichten richtungsweisend für Anleger, die ihrerseits beliebig in das wertdichte Edelmetall investieren können. Dazu hier einige Beispiele: